Quelle: bokoko

Zu den Chancen der Digitalisierung für Kleinstädte wie Butzbach nimmt Emre Türkmen vom Vorstand der Butzbacher SPD in einer aktuellen Pressemeldung Stellung. Das Zeitalter der Digitalisierung bringe drastische Veränderungen unserer Arbeitswelten mit sich – und zwar im positiven Sinne. Diese Chancen gelte es auch für Butzbach zu nutzen. Dank des mobilen Internets, moderner Konferenzlösungen und neuer technologischer Entwicklungen ist ortsunabhängiges und flexibles Arbeiten in vielen Berufssparten möglich. Das Schlagwort ist Remote Work – eine Begrifflichkeit, die nicht neu, jedoch mit der Corona-Pandemie sehr an Aktualität gewonnen hat. Das wesentliche Merkmal dieses Arbeitsmodells sei, dass der Arbeitnehmer nicht an den Standort des Unternehmens gebunden ist. Der Kontakt zur etwaigen Firma findet online oder aber auch telefonisch statt. Arbeitnehmer respektive die Remote Worker – macht das Konzept des ortsunabhängigen Arbeitens oft zufriedener und produktiver – die perfekte Work-Life-Balance. So wird die Etablierung solcher Modelle in immer mehr Unternehmen zum Standard.

Jedoch hätten, so Türkmen, nicht alle die Möglichkeit, sich zuhause die erforderliche, ablenkungsfreie Arbeitsumgebung einzurichten, die für die Produktivität und Kreativität unabdingbar sei. Andere Berufstätige aber auch Unternehmensgründerinnen und -gründer benötigen zeitweise professionelles Büro-Equipment, insbesondere wenn Meetings in Projekt- Gruppen anstehen. Das Konzept des Remote Workings schließe jedoch mehr als nur das Home- Office ein: Gemeint sei damit die Möglichkeit, nicht nur von zu Hause aus, sondern auch ortsunabhängig zu arbeiten. So lässt sich das Modell des sogenannten Coworking Space unter diesem Aspekt subsumieren. Coworking ist eine Entwicklung im Bereich der neuen und modernen Arbeitsformen. Hier arbeiten nicht nur kreative Köpfe zusammen, sondern man lebt als unternehmerischer Einzelkämpfer die Gemeinschaft, geprägt durch die gegenseitige Inspiration. Freiberufler, kleinere Startups oder aber auch digitale Nomaden, d.h. Unternehmer oder auch Arbeitnehmer, die fast ausschließlich digitale Technologien zur Verrichtung ihrer Tätigkeit anwenden, arbeiten dabei in meist größeren, verhältnismäßig offenen Räumen und können auf diese Weise voneinander profitieren. Zwecks dazu werden anmietbare Büro- Arbeitsplätze in zumeist universellen Verwaltungsgebäuden mit professioneller Ausstattung und moderner Kommunikationstechnik zur Verfügung gestellt.

Coworking Spaces leben somit vom gegenseitigen Wissensaustausch sowie den Aufbau eines bunten Netzwerkes, verbunden mit einem professionell ausgestatteten Arbeitsraum. Als alleiniger Unternehmer könne man so auf neue Leute treffen, neue Projekte kreieren, das Portfolio auf eine neue Bandbreite von Anwendungsfeldern ausbreiten und Geschäftsideen zur Marktreife bringen. Dabei sollte die kontinuierliche Weiterentwicklung solcher Konzepte immer im Fokus stehen. So besteht die Möglichkeit Coworking Spaces mit neuen Konzepten wie der „Think tanks“ weiterzuentwickeln. Gemeint sind damit Räume, die Remote Worker gemeinsam oder aber auch eigenständig als Denkfabrik nutzen können. Diese Räume eigenen sich insbesondere dafür, um in einem Kollektiv wirtschaftliche Konzepte und Strategien zu entwickeln oder aber auch entsprechend, individuelle Ideen im Rahmen der anschließenden Entwicklung zur Marktreife zu bringen. Coworking Spaces klassifizieren sich somit auch als eine perfekte Alternative für junge Start-up-Unternehmen.

Auch im Hinblick auf die Relation zwischen Familie und Beruf implizieren Coworking Spaces enorme Vorteile. So ist eine große Anzahl von Berufstätigen darum bemüht, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. In dieser Hinsicht birgt das Homeoffice die Gefahr, den Grenzbereich zwischen Privatem und Beruflichem immer mehr zu verwischen. Dies wiederum ist mit dem Risiko verbunden, das innere Gleichgewicht eines jeden zu stören. Topleistungen im Berufsleben setzen jedoch dieses innere Gleichgewicht voraus – denn ein erfülltes Privatleben schafft gerade die Basis für den beruflichen Erfolg.

Die rasante Entwicklung der Coworking Spaces, die durch exponentielles Wachstum geprägt ist, hat sich auch bestätigt: Innerhalb der letzten 24 Monate kam es zu einer Vervierfachung der Spaces – das zeigt eine aktuelle Markterhebung des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland BVCS aus dem Mai 2020. Demnach gibt es derzeit 1.268 Coworking-Spaces und -flächen in Deutschland. Anfang 2018 waren es nur knapp über 300. Zwar mussten in den vergangenen Wochen vereinzelt Spaces aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 tatsächlich schließen. Dies dürfte aber nur geringe Auswirkungen auf den allgemeinen Trend haben: ein anhaltendes Wachstum, hervorgerufen durch die verstärkte Nachfrage nach Arbeitsplätzen und Teamoffices, insbesondere aus dem Mittelstand.

„Arbeitsplätze in Coworking-Spaces anzumieten, zahlt sich auch für Unternehmen aus – nicht nur als Incentive für die eigenen Mitarbeiter. Grob gesagt liegen die Kosten für einen Arbeitsplatz im Coworking-Space rund um die Hälfte niedriger als die kalkulatorischen Kosten

im eigenen Büro“, zitiert Türkmen, Tobias Kollewe, den Präsidenten des BVCS. Neben dem Kostenfaktor können Unternehmen in Spitzenzeiten oder bei umfangreichen Projekten, in denen eine größere Zahl von Freiberuflern und externen Mitarbeitern benötigt wird, den Coworking Space nutzen, ohne selbst ausreichende Flächen vorhalten zu müssen. Ein Konzept, dass sich insbesondere im Hinblick auf unsere hessische Finanzmetropole Frankfurt auszahlen würde.

In ländlichen Regionen könnte das Konzept in Zukunft auch für Pendler von besonderem Interesse sein, die in die nächstgelegene Stadt pendeln, obwohl sie ihre Arbeit u.a. auch ortsunabhängig erledigen könnten. Der Coworking Space 0711 – eine Unternehmer-Community und Ort für Kreativ- und Digitalwirtschaft aus Stuttgart habe beispielsweise 2017 rund 30 km südwestlich der Stadt in Herrenberg einen Coworking Space für pendelnde Coworker aus der Region eröffnet. Aber auch für Stadtmenschen, die am Land in stadtnahen Coworking Spaces arbeiten wollen, gebe es bereits interessante Projekte. Ein Beispiel dafür sei das im Jahr 2017 eröffnete „coco-nat-space“ in Bad Belzig, einer knapp über 11.000-Einwohner-Kreisstadt zwischen Berlin und Leipzig, das einen neuen Ort für konzentrierte Arbeit auf dem Land geschaffen hat. Die Hauptzielgruppe sind Berliner und Leipziger, die eine Auszeit vom hektischen Großstadtleben benötigen und zeitweise auch durch das digitale Arbeiten in der Provinz die neue Landlust entdecken wollen. Bad Belzig zeige, dass ein guter Verkehrsanschluss an die Stadt letztlich für das Funktionieren solcher Coworking Spaces eine wichtige Voraussetzung ist, so Türkmen. Butzbach, die Perle der Wetterau, erscheint für die Etablierung eines solchen Modells wie geschaffen. Denn unsere Kommune verbinde nicht nur eine Bandbreite an Stadtteilen von Hoch-Weisel bis nach Kirch- und Pohlgöns, von Maibach bis nach Griedel – wir befinden uns nahezu in einer perfekten geographischen Lage bedingt durch die A 5 und die A 45.

Der Hauptzweck des Anliegens des SPD-Vorstandes liege in einer Initiative zur Schaffung einer gesunden Alternative für unsere Bürgerinnen und Bürger – den Menschen ein wohnortnahes Arbeiten in der Nähe des privaten und sozialen Umfeldes zu ermöglichen. Kurze und innerörtliche Arbeitswege zu Fuß oder aber auch mit dem Rad erlauben es, beispielsweise wieder schnell bei den eigenen Kindern zu sein, oder man kann sich nach der Arbeit um seine Senioren kümmern. Auch begünstigt man dadurch nicht nur den sozialen Kontakt in unserer Stadt, indem man mehr Zeit für seine Freunde widmen kann. Die zeitliche Flexibilität würde folgerichtig auch die Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomie unserer Innenstadt fördern.

Gerade die Mittagspause in Ortsnähe oder aber auch die ersparte Zeit zum fernen Arbeitsort sind wichtige Merkmale, die – wenn sie zutreffen – der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Innenstadt zugutekommen.

Durch die Etablierung von Coworking Spaces könne sich Butzbach zu einem Gründerzentrum für Einrichtungen zur Unterstützung technologieorientierter, möglichst innovativer Neugründungen und Jungunternehmen respektive auf Wachstum angelegter Startup- Unternehmen weiterentwickeln. Parallel tragen solche Modelle zur regionalen Wirtschaftsförderung und Vernetzung bei. Mithin soll diese Initiative Impulse für das digitale Arbeiten im ländlichen Raum geben, so Türkmen.

In der SPD Butzbach werden Wirkung und Auswirkung dieser neuen Arbeitsplatzformate rege diskutiert: Man stehe für eine moderne und innovative Zeitpolitik, die im Sinne einer solidarischen Gemeinschaft den Bedürfnissen von Familien und Arbeitgebern gleichermaßen entgegenkomme, aber auch im Blick hat, dass Familien vor allem Zeit füreinander und miteinander brauchen, um sich überhaupt als Familie erleben zu können. Um der dynamischen Zeit und der stetigen Entwicklung unserer Gesellschaft und Arbeitsform gerecht zu werden, müssen auch neue Impulse gesetzt werden. Der Fokus liegt in erster Linie darin, gute Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen sowie Butzbach als modernen Wirtschaftsstandort zu festigen und weiterzuentwickeln, um insbesondere den Menschen in der Region zukunftsorientierte Perspektiven zu sichern und zu geben. Die Zukunft der Schaffung moderner Arbeitsplätze liege in unserer Hand. Dies fordere eine sukzessive Optimierung der bestehenden Strukturen – den permanenten Update der Stadt. Durch die Etablierung solcher innovativer Arbeitsmodelle würde sich unsere Kommune zu einem Magneten der „creative class“ entwickeln. Coworking Spaces implizieren letztendlich einen weiteren Beitrag für ein modernes, innovatives Butzbach geprägt durch eine nachhaltige Entwicklung. Als Endprodukt wird nicht nur das ökonomische Wachstum unserer Region im Vordergrund stehen, sondern auch die Schaffung eines rundum „gesundes, arbeits- und familienfreundliches Klima“ direkt vor der Tür. Diese Aspekte stehen sich letztlich nicht selten als „Antagonisten“ entgegen, so Türkmen abschließend.

Emre Türkmen, SPD Butzbach Vorstand

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