Ich bin selbst erst ein paar Jahre kommunalpolitisch aktiv, lang genug, um zu begreifen, dass man in der Öffentlichkeit scheinbar lieber drauf haut, anstatt den gemeinsam getroffenen Beschluss zu tragen oder, noch besser: zu versuchen gemeinsam – von mir aus öffentlich – nach einer Lösung zu suchen. Wäre ja auch sonst langweilig, nicht wahr? Wie könnte man sich sonst abheben, wenn man zugeben müsste, dass es wirklich sinnvolle Gründe und Argumente dafür gibt, dass ein Schwimmbad dieser Tage geschlossen bleibt. Nach wie vor habe ich in den öffentlichen Medien, digital wie analog, keinen Lösungsansatz der politischen Kritiker gelesen – nur Forderungen. Das Motto scheint eindeutig: Hauptsache dagegen. Ich habe mir in den vergangenen Tagen oft die Frage gestellt, welches Ziel damit verfolgt wird. Wer hat aktuell von diesem Briefwechsel einen wirklichen Mehrwert? 

Kommunalpolitik ist die Politik vor unserer Haustür. Kein anderes politisches Gremium ist so nah an den Menschen dran. Mein Verständnis von einer guten Stadtpolitik ist aber ganz offensichtlich ein anderes als das derer, die das Geschlossenhalten des Schwimmbades momentan als Bühne für die eigene Positionierung nutzen. Ich freue mich jetzt schon auf das Belächeltwerden und die Belehrungen, dass Politik nun mal so funktioniere. Das sehe ich anders. 

Gute Kommunalpolitik sollte auch dann funktionieren, wenn man sich nicht in der Öffentlichkeit zerfleischt. Warum? Weil es den Menschen in der Stadt zeigt, dass Kommunalpolitik – unabhängig von der Parteizugehörigkeit – tatsächlich Spaß macht und dass es sich lohnt, für diese tolle Stadt tätig zu sein. 

Ganz in eigener Sache: Finde ich die Entscheidung das Schwimmbad geschlossen zu halten, toll? Natürlich nicht! Kann ich die Entscheidung des Gremiums mittragen? Auf jeden Fall! Argumente wurden zur Genüge ausgetauscht und aufgezählt und jetzt mal ernsthaft: Glauben denn alle Kritiker dieses Beschlusses wirklich, dass diese Entscheidung getroffen wurde, um jemandem mit Absicht zu schaden? Meint man, die Entscheider hätten es sich leicht gemacht? Oder wird die Entscheidung eigentlich – zumindest auf politischer Ebene – dafür genutzt lieber das eigene Ego zu polieren? 

Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass so viele Freunde und Fans unseres wunderschönen Freibads enttäuscht über die Entscheidung sind. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass es im Vergleich zu umliegenden Gemeinden wirkt, als würde man nicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger handeln. Und ich finde es großartig, dass Menschen gegen den Beschluss demonstriert haben. Demonstrationen sind eine große Errungenschaft unseres demokratischen Miteinanders. 

Was ich nicht nachvollziehen kann, ist das Theater der politischen Kritiker. Ich liebe das Leben in Butzbach und mir ist klar, dass verantwortungsbewusste Politik auch bedeutet, dass nicht jeder mit getroffenen Entscheidungen einverstanden ist oder diese auf den ersten Blick immer nachvollziehen kann. Davon möchte auch ich mich nicht freisprechen. Wenn die enttäuschten Reaktionen der Nicht-Politiker dann allerdings dafür genutzt werden, um andere in der Öffentlichkeit als Bösewichte darzustellen, obwohl man zu diesem Ergebnis selbst mit beigetragen hat, riecht das ordentlich nach Kalkül. Albert Einstein pflegte einst zu sagen: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Das Schrenzerbad bleibt diese Saison geschlossen. Und ich freue mich jetzt schon riesig auf die Freibadsaison 2021 in unserer großartigen Stadt!

Anne Thomas,  Vorsitzende der SPD Butzbach-Kernstadt

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